muscle car
MuscleCar ist eine nachträglich eingeführte Bezeichnung für eine Gruppe von amerikanischen Automobilen, die basierend auf den Serienmodellen besonders durch ihre enorme Motorisierung auffielen, und damit eine jugendliche Zielgruppe ansprachen. Der Definition nach ist ein Muscle-Car ein relativ preisgünstiges amerikanisches Mittelklasse-Coupé oder Cabrio mit großvolumigen V8-Motoren, die auf Volumenmodellen basieren, und zwischen ca. 1960 bis ca. 1974 gebaut wurden. Zu ihrer Zeit wurden sie in den USA oft als „Super-Cars“ bezeichnet.
Geschichte
Die Muscle-Car-Bewegung entstand in den 50ern mit dem Erscheinen des Hemi-Motors, des Oldsmobile Rocket 88 und des Chevrolet Bel Airs Fuel Injection, und weitete sich auf alle amerikanischen Hersteller aus. Die jugendliche Käuferschaft vergrößerte den Hubraum und die Leistung ihres Sportwagen, um bei illegalen Rennen auf der sog. ‚quarter mile‘ (1/4 Meile, 403,25 m) gegeneinander anzutreten (Beschleunigungsrennen, genannt „drag-racing“), oder auf speziellen Drag-strips, also geraden Rennstrecken um die Wette zu fahren. Drag-Racing ist in den USA und in Nordamerika sehr beliebt – Ziel ist es, als schnellster die Viertelmeile aus dem Stand zu erreichen (siehe Dragster).
Der 1964er Pontiac GTO wird als erstes „echtes“ Muscle-Car anerkannt. Die Idee war denkbar einfach: man nehme ein Mittelklasse-Coupé, baue einen starken V8 ein und vermarkte dies zu einem Preis, der für die jugendliche Käuferschicht erreichbar ist. Die Idee war sicherlich ein voller Erfolg und 30.000 GTOs wurden allein im erstem Jahr verkauft. Während der gesamten Muscle-Car-Ära liefen ca. 500.000 V8-GTOs vom Fließband. Diese Entwicklung wurde schnell von anderen Automobilherstellern wahrgenommen und bald hatte jeder Hersteller seine eigene Muscle-Car-Version im Angebot. Beispiellose Modelloffensiven und Werbeschlachten überschwemmten den Markt und die großen amerikanischen Autohersteller brachten im Jahresrhythmus neue Modelle oder Veränderungen an den willigen Käufer. Die Fahrzeuge waren oft auch Homologationsmodelle für die beliebte amerikanische NASCAR-Rennserie. Sie wurden hauptsächlich gebaut, um die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Firmen zu demonstrieren.
In den Folgejahren entwickelte sich der Muscle-Car-Boom bis zu ihrem Höhepunkt im Jahre 1971. In den Jahren 1972/1973 verschwand dieser Boom zum Leidwesen der vielen Fans und Hersteller fast vollständig. Ursachen waren die astronomisch gestiegenen Versicherungsprämien für großvolumige Sportwagen, der enorm gestiegene Benzinpreis nach der Ölkrise 1973 (bei Verbräuchen von bis zu 30 Liter/100 km eine wahre Kostenexplosion) und das gestiegene Umwelt- und Sicherheitsbewusstsein der Regierung, welche die Hersteller zu größerem ökologischem Engagement zwang – die Leistung vieler Wagen wurde enorm reduziert. Darüber hinaus schnitten die Wagen bei neu eingeführten Crashtests sehr schlecht ab.
Motor
Herzstück jedes MuscleCars ist der Motor, welcher in der Regel acht in V-Form angeordnete Zylinder (V8-Motor) in einem aus robustem Grauguss gefertigtem Motorblock besitzt, und über die unten liegende Nockenwelle mit Stößelstangen (siehe Ventilsteuerung) gesteuert wird. Diese klassische Bauweise und eine sehr simple Schalldämpfer/Abgasanlage gibt den Motoren ihren unverwechselbaren Klang.
Die Motoren werden in SmallBlock und BigBlock unterteilt, wobei die Größe des Motorblocks maßgebend ist und nicht die des Hubraums. Bei Chevrolet überschnitten sich sogar die Hubraumgrößen, der 400 cui ist ein SmallBlock und der 396 cui ist ein BigBlock. Im Laufe der Jahre wurden Motoren immer größer und kräftiger, so dass Hubräume von 7,2 Litern (440 cui) und 450 PS keine Seltenheit sind. Obwohl Muscle-cars äußerst stark und schnell waren, hatten sie ein schlechtes Handling (siehe Abschnitte Fahrwerk, Heckantrieb) und waren schließlich nur auf schnellstmögliches Geradeausfahren spezialisiert. (Ein 69er Dodge Charger 426 Hemi beschleunigte von 0 auf 100 km/h unter 5 Sekunden)
Fahrwerk
Den Fahrwerken wurde weit weniger Beachtung geschenkt, als den Motoren. „Einen solchen Wagen zu fahren, bedeutet die Gerade zu vergöttern und Kurven zu hassen.“ trifft die Charakteristik der mechanischen Abstimmung noch am Besten. Die Bremsanlagen an Trommelelementen waren in der Regel unterdimensioniert, und Aufhängung und Federung ermöglichten je nach Abstimmung nur eine Fahrt zwischen komfortabel und wenig agil oder unbeherrschbar hart.
Interieur / Ausstattung
Zwar waren die Basismodelle, die sog. „Just running“, sehr simpel ausgestattet, doch die Aufpreislisten ermöglichten erstaunliche Ausbauoptionen. Häufigstes Merkmal waren die 2/3-Gang-Automatikgetriebe, welche einen Kompromiss aus Leistung und Beherrschbarkeit der Beschleunigung darstellten. Eine manuelle 4-Gangschaltung war vorwiegend in sportlich genutzten Fahrzeugen verbaut. Fensterheber, Klimaanlage, bzw. Vinyldach waren die beliebtesten Sonderausstattungen (beim Plymouth Road Runner, Serie war hingegen die charismatische Hupe, die der Comicfigur [[Road Runner und Wile E. Coyote|Road Runner nachempfunden war). Racingkunden bevorzugten die leichteste (und spartanischste) Version (sog. „Plain Jane“)
Tuning
Aufgrund eines noch wenig verbreiteten Markts für Fahrzeugtuning|Tuningprodukte, wurde sich auf den Kern konzentriert – Motorentuning. Zum größten Teil wurden Edelbrock- oder Holley-Vergaser-Anlagen verbaut. Fahrwerkseitig wurden härtere Blattfedern eingezogen, um den Geradeauslauf zu verbessern, und ein Aufschaukeln zu verhindern.
Der Chrysler Corporation|Chrysler-Konzern etablierte eine eigene Tuning-Abteilung namens Mopar, und auch Modelle vieler anderer Hersteller konnte man schon in Sportausführung kaufen.
Preise
Zwar kann man die Preise mit heutigen Sportwagen annähernd vergleichen, doch der Gegenwert an Leistung war weitaus höher. Die Preisspanne reichte vom günstigen Ford Mustang bis zu sehr teuren Rennsportversionen des GM-Konzerns.
Am dicksten trieb es GM mit dem sogenannten Zl-1 Motor. Die Motorenleistung kann mit denen der Mopar’s verglichen werden. Jedoch den Preis war für die damalige Zeit exorbitant. Alleine der Motor Kostete soviel wie ein Dodge Charger mit Hemi(etwa 4200$) Doch man musste den 69′ Camaro noch dazurechnen!(zusammen etwa 7200$). Dieser war mit seinen 11.68 sec aber auch jeden Cent wert.
Standard 68′ Plymouth Roadrunner 2800$
Standard 69′ Dodge Charger Hemi 3900$
1965 Ferrari GTO 20000$
Sport
Um den Herstellern eine Plattform zur Modell-Präsentation zu bieten, wurden in den USA professionelle Rennsportserien gegründet, welche die Rennen auch dem illegalen Umfeld entzogen. Einerseits sind die Dragster-Rennen (welche aus der Hot-Rod-Bewegung entstanden), die auf der klassischen ¼-Meile ausgetragen wurden und bei denen es lediglich auf hohe Motorleistung und Beschleunigung ankam und auf der anderen Seite die NASCAR (National Association of Stock Car Racing), bei der mehrere Fahrzeuge auf einer Oval-Strecke gegeneinander antreten, zu nennen. Gerade die NASCAR-Serie erfreut sich von Anfang an solcher Beliebtheit, dass sie inzwischen der zweitbeliebsteste Sport in den USA ist und ein Umsatzvolumen von ca. fünf Mio. US$ besitzt.
Heutige Situation
Muscle-cars stehen heutzutage sehr hoch im Kurs und sind von Sammlern stark gefragt. Für einen seltenen 1971er Plymouth Hemi-‚Cuda Cabriolet (11 Exemplare weltweit) werden über 4 Millionen US-Dollar geboten. Auch in Deutschland sind sie sehr gesucht. Die Preisspanne reicht von 2000+ € für ein rostiges Chassis ohne Innenraum und Motor bis hin zu 100.000 Euro und mehr für seltene und/oder sehr gesuchte Modelle (z.B. 1969er Plymouth Hemi Roadrunner), ein mittelmäßig motorisiertes Modell (max. 5,7l/350ci) von weniger populären Baureihen (z.B. 1966er Dodge Charger, 1971er AMC Javelin) kostet zwischen 5.000 Euro (ausreichender Zustand) und 20.000 Euro (guter, weitestgehend originaler Zustand).
Bei möglichst gutem und originalem Zustand können Muscle-Cars in Deutschland als „kraftfahrzeug-historisches Kulturgut“ angemeldet werden und bekommen das sogenannte „H-Kennzeichen“ (erkennbar am H an letzter Stelle). Die pauschal fällige Kfz-Steuer von derzeit jährlich 191 Euro und günstige Versicherungsprämien lassen den Unterhalt von Muscle-Cars günstig erscheinen. Der durchschnittliche Benzinverbauch liegt allerdings bei 14-30 l/100 km.
Die Ersatzteilsituation ist als gut zu bezeichnen, vor allem für Klassiker wie Ford Mustang, Chevrolet Camaro oder Dodge Charger gibt es eine gute, teilweise reproduzierte Ersatzteilversorgung auch in Deutschland.
Exemplarische Motorleistungen
‚Den „Zenit“ erreichte man 1970:‘
Diese Leistungsangaben sind mit Vorsicht zu behandeln, da zu jener Zeit die PS-Zahl oft noch in „gross-bhp“ ermittelt wurde. In anderen Worten bedeutet dies, dass die o.g. PS-Zahl zu besten Bedingungen mit einem „Präsentationsmotor“ ermittelt wurde, d.h. ohne angeschlossene Lichtmaschine, Ölpumpe, usw. Übertriebene Werte sind keine Seltenheit, eine echte Motorleistung von 15%-20% unter dem genannten Wert sind bei einigen Herstellern realistisch.
Später (ab 1971) wurden aufgrund der Versicherungseinstufung Muscle Cars meist mit geringerer Motorenleistung angegeben. Ein Shelby Mustang GT 500 KR ist ein sehr gutes Beispiel hierfür. 428 ci Hubraum und 500 Nm Drehmoment lassen ihn bei vorsichtigen Schätzungen auf eine Leistung zwischen 400 und 500 PS kommen, statt der vom Konzern angegebenen 335 PS. Aber auch der 1970er LS6 Chevroletmotor war mit 450 PS angegeben, Tests aber ergaben Werte um die 550 PS. Die Leistung serienmässiger Hemi Motoren wurde auf dem Prüfstand zum Teil um fast 20% übertroffen:
Anbei eine Liste der Autos welche zw. ca. 1960 und ca. 1974 als MuscleCars bezeichnet werden.
Dabei wird in 3 Kategorien unterschieden.
Compact Muscle Cars
Intermediate Muscle Cars und Pony cars
Full Size Muscle Cars
Quelle: Wikipedia